Das Alte Wissen

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Rufus

41, Männlich

Beiträge: 42

Das Alte Wissen

von Rufus am 01.02.2009 13:51

In der Literatur und in vielen Foren im Netz taucht ein Begriff immer wieder auf, der dort mit einer gewissen Ehrfurcht und einer Sehnsuchtsvorstellung ausgesprochen, oder besser gesagt geschrieben, wird. Ich rede vom "alten Wissen".

Mit diesem Ausspruch ist für gewöhnlich die themenübergreifende Erfahrung und die Weisheit unserer Vorfahren gemeint. Diese wird in fast allen Schriftstücken, ob gedruckt oder digital, als große Wahrheit verkauft, die im Laufe der Zeit und oft unter dem Einfluss des Christentums fast veloren ging und jetzt endlich wiedergefunden wird. Dieses Wissen soll die wahre Natur der Dinge beinhalten und zu einem besseren Verständnis für die Natur und die uns umgebenden Mächte führen. Damit möchte ich in diesem Beitrag endlich aufräumen.

Das Vergessen und die wahnsinnigen Weisen
Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Forscher, Gelehrte und Höfische alter Zeit, die Wissenschaft, sowie das profane und religiöse Leben von heute stark beeinflusst haben. Aber ihre Lehren sind fast ausnahmslos mit Vorsicht zu genießen. Dieses "alte (fast verlorene) Wissen" existiert in dem Sinne nicht. Die wenigsten Sachen verschwanden oder wurden beinahe vergessen. Die Überlieferungen sind zahlreich und im Gesamten eigentlich erstaunlich vollständig, was zu einem großen Teil auch der katholischen Kirche und ihren Mönchen zu verdanken ist, auch wenn das gerne abgestritten wird. Denn in ihren Büchern lebt viel Erfahrung der Kelten und Bajuwaren weiter. Wenn also kaum etwas verloren ging, kann auch nicht so viel wiedergefunden werden. Zudem ist ihr Inhalt oft höchst fragwürdig. Fast jeder Schriftgelehrte oder Heiler hatte seine eigene Theorie, wie die Welt und ihre Elemente funktionieren und fast alle Theorien haben irgenwo logische Grundsätzte. Das war in der Antike so wie im Mittelalter. Da sich die angeblichen Wahrheiten aber von Autor zu Autor fast widersprechen, kann man kaum ein großes gesammeltes altes Wissen daraus destilieren.

Beispiele:
- Thales behauptet, die Grundsubstanz sei das Wasser
- Heraklit behauptet, die Grundsubstanz sei das Feuer
- Anaximes behauptet, die Grundsubstanz sei die Luft
- Anaximander behauptet, die Grundsubstanz sei das so genannte Unbegrenzte: das Apeiron
- Empedokles von Akragas begründet sodann die 4-Elemente-Theorie mit Zusammenfassung aller vorhergehenden Theorien

Dazu kommt, dass die Werke dieser und anderer Autoren vom Volksglauben, von der vorherrschenden Religion und auch von wilden Spekulationen und haarsträubenden Behauptungen ihrerseits, die sie nichteinmal zu beweisen versuchen, geprägt sind.

Beispiele:
(Paracelsus) Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim wird auch heute noch von einer gigantischen Menge von Heilern und Schulmedizinern hoch geachtet. Dabei sind seine Schriften von Tatsachen gespickt, die heute längst wiederlegt sind und als fatal falsch gelten. Natürlich lässt sich in seinen Werken auch Vernünftiges finden, aber ich finde doch auch nicht Adolf Hitler sei ein guter Lehrmeister, da er ne Autobahn bauen ließ und nie behauptet hat, der Himmel sei nicht blau. Vor allem, dass neuheidnische Heiler auf Paracelsus schwören, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Er war ein "Superchrist". So verurteilte er das Heidentum und verachtete die Juden. Dementsprechend auch seine Einstellung zu einer vielzahl an Krankheiten und zur Sexualität:

- Er unterscheidet ganz klar die Krankheiten und ihren Verlauf bei Männern und bei Frauen, ganz gleich ob es sich offensichtlich um die gleiche Krankheit handelt.
- Der Mutterleib entscheide angeblich über das Geschlecht eines Kindes (heutige Erkenntnisse widerlegen dies).
- Der Lauf der Planeten regiert gemäss Paracelsus Krankheitskonstellationen, Ansteckung und Verlauf.
- Gegen Epilepsie / Fallsucht verabreicht er unter anderem Einhorn und das Blut eines Enthaupteten.
- Krankheit sei eine Prüfung Gottes bzw. die Pest eine "Strafe Gottes". Krankheit sei ein "fegefeuer", durch das der Mensch von Gott geschickt wird, und Gott bestimmt, wann die Heilung eintritt und nicht der Mensch.
- Hautkrankheiten versteht Paracelsus nicht als äußere Symptome, sondern als Krankheit vom Herzen heraus, und als Gegenmittel lässt er jeweils das Herz stärken

Ich könnte eine Ewigkeit so weitermachen... und noch mehr Autoren aufs Korn nehmen, aber ich glaube diesen Standpunkt genug verdeutlicht zu haben.

Früher war alles besser
Natürlich bieten viele alte Schriftwerke eine Grundlage, auf die sich auch heute noch einiges stützt. Aber man sollte da stark differenzieren. Wenn ein Autor einmal etwas Kluges von sich gibt, setzt das nicht die Richtigkeit seiner ganzen Werke vorraus. Zudem sind es einfach Gelehrte aus einer Zeit, in der Kometen ein bösen Omen darstellten und in der man angeblich nicht auf das Loch (Toilette) müsse, wenn man nur lang genug kauen würde!

Warum sind wir nur so sehr am Alten verhaftet? Die Gleichnisse sind undeutlich und schwammig, vielinterpretierbar, die Heiler sind eingefleischte Sexisten, Krankheit eine Folge von unkeuschen Gedanken und wenn ich Herzleiden (also einen Pickel) habe, esse ich herzförmige Blätter (auch wenn´s mich dann aufdreht/umhaut weil todgiftig). Ich will nicht sagen, dass alles Alte schlecht ist. Nein, aber die Gelehrten aus alter Zeit haben sich damals auch mit Dingen und Themen beschäftigt die für sie neu waren und sich nicht nur auf die Lehren ihrer Vorväter beschränkt. Sonst würden wir heute noch mit Steinkeulen vor unserer gemeinsamen Höhle sitzen und uns unterhalten, dass Ungarh mehr recht hat als Argnot, denn der Himmel ist nicht wie Wasser! Uggh, Ughh!

Ich find zum Beispiel die moderne Quantenphysik ein ausgezeichnetes Thema, mit dem sich Unsereins auseinandersetzten sollte, denn viele ihrer Grundsätze ähneln sehr dem, was mir die Magie beigebracht hat: Materie ist Energie - Energie ist Licht - Materie in Licht zu verwandeln ist kein großer Schritt.
Also, mal die verstaubten Werke alter Greise auf die Seite legen und sich dem Leben im hier und jetzt widmen. Das Wissen der heutigen Tage bereichert uns um so viel. Zudem wäre es doch schade, wenn man irgenwann in der Zukunft unsere Schriften lesen würde und erkennen müsste, dass wir die Welt nicht besser verstanden haben als unsere Vorfahren vor 500 Jahren.

-Rufus


edit.: Rechtschreibung

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.02.2009 14:29.

Stellaria

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Re: Das Alte Wissen

von Stellaria am 02.02.2009 20:49

In gewisser hinsicht verstehe ich doch ein wenig was du mit diesem Beitrag meinst,aber trotzdem muß ich einige Dinge kommentieren die ich so nicht stehen lassen kann.
Du hast recht das die kath.Kirche viel dazu beigetragen hat das das Alte Wissen weitergegeben werden konnte.
Nur bei Paracelsus bist du nicht so ganz richtig.
Paracelsus war kein Superchrist,er wendete sich gegen die Täufer genauso wie gegen Luther.
Er hat in Salzburg sogar eine Kampfschrift an die erzbischöflichen Herren geschrieben.Die De septem punctis idolatriae christianae in der er seine ungezügelte und ungehemte Wut gegenüber dem Schaffen der Herren vorbrachte.
Hier ein Beispiel:
Euer täglich Widerbellen und Scharfreden wider mich wegen der Wahrheit,so ich etwan und erliche Male in Tabernen,Krügen und Wirtshäuser wider das unnütze Kirchengehen,üppige Feiern,vergebene Beten und Fasten,Almosengeben,Opfern,Zehnten,Dreissigsten,Jahrzeit,Beichten,Sakrament nehmen und alle andere dergleichen priesterliche Gebot und Aufenthaltung geredet habe-
Das ganze endete darin das Paracelsus vorgeworfen wurde in den Tavernen das Bauernvolk gegen den Glauben und die obrigkeit zu hetzen.Er wurde sogar vor Gericht gestellt und verließ Salzburg fluchtartig im Mai 1525.(Quelle Paracelsus Will-Erich Peuckert)
Das war´s fürs erste es folgt noch mehr.


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Sefarina
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Re: Das Alte Wissen

von Sefarina am 02.02.2009 21:52

Zu denken, nur weil sich jemand mit der Obrigkeit und einigen Sekten anlegt, sei er kein Christ, halte ich für einen Trugschluss. Gib einfach mal Paracelsus und Christ in Google ein: Du wirst staunen ;-)

In "Astronomia Magna" (1537) bekräftigt Paracelsus im Vorwort, er sei "kein zauberer, kein heid, kein zigeuner"
Wenn er das alles nicht war, wird er wohl Christ gewesen sein, weil Heide damals nichts anderes hieß als "nicht christlich".

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.02.2009 22:01.

Rufus

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Re: Das Alte Wissen

von Rufus am 02.02.2009 22:42

Schlag und Parade...

Es freut mich zu hören, dass mein Wort Gehör und ein Teilverständnis bewirkt hat.
Und trotz deiner langen Studien der Werke von Paracelsus, liebe Stella, scheinen Dir aber einige Tatsachen doch entgangen zu sein. Er war ein praktizierender Christ! Würdest du nicht nur ausgesuchte Schriften konsultieren, sondern lesen was Historiker zu berichten haben, wäre dir dies sicher vertraut. Siehe mal in diesem Buch nach, hier->.
Außerdem muss man nicht mit allem einverstanden sein, was die katholische Obrigkeit angeht, um Christ zu sein. Ich habe ja nie behauptet, dass er ein perfekter Katholik gewesen sei. Und sogar die katholische Kirche hat sich gegen Luther ausgesprochen. Denn, wie du weißt, war er der begründer der Lutheraner und der evangelischen Kirche. Und so mancher Papst hatte auch das eine oder andere schlechte Wort für die Täufer und sogar für das Ritual der Taufe übrig, zumal sie sich in den Jahrhunderten selbst nie einig wurden was Frefelei und was nun Frömmigkeit darstelle. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn er kein Christ gewesen wäre, warum führt er dann so viele Dinge (Erkrankung und Heilung) auf Gott zurück. Und diese Dinge müssen dir aufgefallen sein, wenn du dich wirklich mit ihm auseinandergesetzt hast.

"Gesundheit und Krankheit kommen bekanntlich von Gott und nicht vom Menschen. Die Krankheiten der Menschen teilt man ein in die natürlichen und in die Gottesgeißeln. Jene umfassen das erste bis vierte Ens, diese das fünfte. Gott hat die Krankheiten als Strafen und als deutliche Beweise dafür über uns verhängt, daß unser Wissen auf allen Gebieten nur ein oberflächliches ist und nicht bis zur Wahrheit reicht."

Und um auf den Punkt zu kommen, wollte ich in meinem Beitrag nicht Paracelsus Christlichkeit hervorkehren, sondern darauf aufmerksam machen, dass einige seiner Lehren und Gleichnisse etwas weit hergeholt, veraltet und teils sogar falsch und absurd sind. Für jemanden der sich mit Heilung beschäftigt, beinhalten seine Lehren zwar einige sehr interessante Ansätze, stellen für mich aber in keinster Weise einen Leitfaden dar. Vor allem die Eindeutigkeit und Klarheit seiner Aussagen lassen zu wünschen übrig. Ich will ihm keine Vorwürfe bezüglich seiner Sprache machen, denn zu seiner Zeit war dies nunmal die Mundart, aber er hätte es sich zum Beispiel verkneifen können eigene Worte zu erfinden und diese in seinen Werken des öfteren zu wechseln, worüber sich schon oft Professoren ärgerten.

Das beste Beispiel für die Fragwürdigkeit solcher Werke, ist eine Diskussion im Hagwerk, an die ich mich noch lebhaft erinnern kann. Ich glaube dass es sich um ein Zitat von Hermes Trismegistus handelte und du musstest dir deinen eigenen Beitrag von jemand anderen zwei oder dreimal erklären lassen, bis du selbst wusstest was der Originalautor damit gemeint haben könnte.

Und das ist mein Argument! Lernt das Neue, schafft Euch euer eigenes Wissen und verkündet nicht die Lehren anderer, die ihr nur verteidigen könnt, wenn euch jemand anderes euren Standpunk in den Mund legen muss, denn ihr scheint ihn selbst nicht verstanden zu haben...


edit: Rechtschreibung

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.02.2009 23:10.

Stellaria

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Beiträge: 119

Re: Das Alte Wissen

von Stellaria am 03.02.2009 10:25

Ich habe nicht gesagt er sei´gar kein Christ!Das habt Ihr Falsch verstanden,er war nur kein Superchrist.Er war ein einzelgängerischer Christ.
In der Diskussion im Hagwerk ging es nicht um die Schriften Paracelsi,sondern um Trismegistos und ja es tut mir leid das ich nicht so perfekt bin und mir bei anderen Rat hole.Aber dazu steh ich.
Aber eine Tatsache ist das Paracelsus von vielen Autoren und Proffesoren Falsch verstanden und Falsch interpretiert wurde.Das mußte ich am eigenen Leib erleben denn nein ich habe nicht nur ein Buch über Paracelsus an dem ich mich aufhänge sondern das ist eins der besten über Paracelsus.

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Rufus

41, Männlich

Beiträge: 42

Re: Das Alte Wissen

von Rufus am 03.02.2009 13:31

Grüße Stella,

ich glaub wir können uns darauf einigen, dass er zwar ein praktizierender Christ, aber ein Querkopf und Freidenker war, der oft nicht viel übrig hatte, für die geistliche Obrigkeit der katholischen Kirche. Trotzdem, und er mag so oft falsch interpretiert worden sein wie er will, willst du mit Sicherheit nicht irgendeinem Gott die Schuld an (hoffentlich ausbleibenden) Krankheiten geben und dich mit Elixieren aus der Fabelwelt kurieren, wie es eindeutig in seinen Werken vorgeschlagen wird und das ist keine Interpretationssache.

Bezüglich der Diskusion im Hagwerk habe ich auch in meinem Beitrag Trismegistos/Trismegistus angegeben und nicht Paracelsus. Und ich spreche doch auch nicht davon, dass man alles gleich beim ersten mal verstehen muss und niemanden um Rat fragen darf, aber dass du dir Rat holen musst, um die alten Schriften verstehen zu können, ist kein Argument für Paracelsus. Dass du nur ein Buch gelesen hättest, hab ich auch nicht geschrieben. Ich habe lediglich behauptet, dass du dir deine Informationen aus ausgesuchten Büchern suchst und bei Zeiten mit Argumenten und Beiträgen wirfst, deren Sinn du selbst noch nicht erfasst hast. Was nützt mir ein Buch, bei dem ich die Hälfte nicht verstehe. Die katholische Kirche, die Zeugen Jehovahs und die meisten anderen Christen machen dies auch so. Sie brauchen Priester, damit wir, das einfache Volk verstehen, was uns die Bibel sagen möchte (Achtung Ironie ;-)).

Aber wer sagt, dass das Buch, das du erwähnst, eines der besten Bücher über/von Paracelsus ist. Und inwiefern kannst du mir konkret sagen, was Paracesus dir wirklich gelehrt hat, wodurch du jetzt besser mit Kräutern und Heilung umgehen kannst.

Ich will in meinem Beitrag nicht altertümliche Autoren und ihr Wissen anprangern. Weder Paracelsus noch die Vertreter der Antike. Sie waren nur Beispiele, deren Textauszüge du mit Sicherheit trotz ausführlicher Recherche nicht mit Sinn füllen kannst. Wahrscheinlich jeder von uns hat den einen oder anderen Klassiker gelesen und seine Lehre daraus gezogen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die moderne Wissenschaft unser Wissen in Sachen Heilung und Magie manchmal sinnvoller erweitern kann, als viele alten Werke, die genau wegen ihrer ungenauen Interpretierbarkeit und dem Aberglauben alter Zeiten, der in ihnen mitschwingt, nicht unsere einzigen Quellen sein sollten.

Beste Grüße, Rufus

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Stellaria

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Beiträge: 119

Re: Das Alte Wissen

von Stellaria am 03.02.2009 16:06

Las es einfach gut sein,den bei diesem Thema werden wir auf keinen Grünen Zweig kommen,ich lasse mir nur nicht gerne unterstellen das ich von dingen Schreibe die ich nicht verstehe.

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Trinamus
Gelöschter Benutzer

Re: Das Alte Wissen

von Trinamus am 05.02.2009 04:12

Hmm, also wenn ich mir das hier so ansehe, na ja. Paracelsus war Alchemist - und zwar ein seriöser...aber sicher kein Christ oder Kirchenanhänger so wie es hier weiter oben geschrieben wurde. Er hatte ein ganz anderes Weltbild als man sich das vielleicht vorstellen wird. Er hat sich mit dem fahrenden Volk abgegeben, sich dort viele Anregungen geholt und dies auch in seine Arbeit einfliessen lassen. Er war auch ein Arzt der Magie mit in seine Behandlungskonzepte einbaute und das nicht zu knapp... Ich habe sehr viel von ihm gelesen, hatte aber nie den Eindruck dass da ein Christ spricht. Man kann hier wohl eher sagen das Eliphas Levi da erheblich christlicher daherkommt als Paracelsus und Agrippa. Aber der Schein trügt gewaltig - das waren fortgeschrittene Magier/Mystiker die längst irgendwelche vordiktierten Glaubenskonzepte überwunden hatten und nur noch aus der Praxis sprachen. Und da Christus nun mal ein Meister ist und auch als Gesandter des höchsten Gottes anerkannt werden muss, ist das schon wieder etwas anderes. Das hat nichts mit herkömmlichem christlichen (oder sonstigem) Monotheismus zu tun, das geht weit über das exoterische Verständnis von irgendwelchen "Frömmlern" hinaus. Hoffentlich werden hier nicht wieder biblische Schriften und die "heilige Katholische Kirche" und sonstige Organisationen in einen Topf geschmissen, dass hatten wir ja schon bei Groops. Das wäre genauso als wenn man die indische Veda und eine radikale Hindusekte, die sich auch auf die Gita und die Upanishaden berufen jetzt auch über einen Kamm schert. Aber soweit kommts hier hoffentlich nicht.

Altes Wissen würde ich erstmal auch nicht so verallgemeinern wollen. Es gibt die unterschiedlichsten philosophischen Ansätze, dass soll aber nicht heissen das da jeder unbedingt Recht hatte. Philosophen sind eben keine Magier/Mystiker, die sich mit der Praxis auseinandergesetzt haben, das sollte man nicht vergessen...

Rufus schrieb

"- Thales behauptet, die Grundsubstanz sei das Wasser
- Heraklit behauptet, die Grundsubstanz sei das Feuer
- Anaximes behauptet, die Grundsubstanz sei die Luft
- Anaximander behauptet, die Grundsubstanz sei das so genannte Unbegrenzte: das Apeiron
- Empedokles von Akragas begründet sodann die 4-Elemente-Theorie mit Zusammenfassung aller vorhergehenden Theorien..."


Aristoteles fügt noch die Leere (Äther,Akasha,Sunya) hinzu, was für mich aber nicht wirklich ein Element ist sondern mehr noch der Raum durch den bewirkt wird und in dem wir uns täglich bewegen. Aus einem Aspekt des Äthers sollen die scheinbaren Zustände der Materie hervorgegangen sein, ebenfalls eine Ansicht die ich vertrete...Das daraus dann später die Quintessenz wurde ist mir auch klar. Äther/Akasha durchdringt auch die Elemente ohne sich mit ihnen zu vermischen, das wäre dann mehr die Wirkung eines Prinzipes als die eines einzelnen Elements.

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Rufus

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Beiträge: 42

Re: Das Alte Wissen

von Rufus am 05.02.2009 21:13

Die besten Grüße, Trinamus.

Vielleicht kennen nicht alle Eliphas Lévi, aber ihn als christlicher als Paracelsus zu bezeichnen verfehlt jede Form der Ironie. Lévi berufte sich in seinen Werken niemals so christlich auf einen Gott, wie es Paracelsus in den seinen beliebte. Agrippa war wirklich kein Christ, auch wenn er Grundsätzte in seine Theorien einfließen ließ und umgekehrt, tat er dies eher sporadisch und wie ich vermute nicht mit direktem Zusammenhang, sondern eher symbolisch oder als Bindeglied (Vielleicht auch teilweise als Alibi, wer weiß?).

Paracelsus war ein Mystiker und Alchemist wie er im Buche steht. Dies weist aber nicht meine Behauptung zurück, dass er im Grundsatz ein Christ war. Er war kein Katholik, aber das war nie Bestand meines Redens. Er hätte sogar einer sein können, denn in den katholischen Klöstern gab es zu seiner Zeit viele Gelehrte, die sich auch der heidnischen Alchemie und Magie zuwandten. Ich denke aber, dass er mit der Zeit einige seiner christlichen Motive und vor allem seine Keuschheit an den Nagel hängte, da er sich irgendwann einer Frauen sehr zugetan fühlte. Zunehmens werden seine späteren Behauptungen freier und er setzt die Weiblichkeit stark in den Mittelpunkt (für mich ein sehr eindeutiges Zeichen).

Dass Paracelsus, Eliphas Lévi und Agrippa von Nettesheim fortschrittliche Magier/Mystiker gewesen seien, ist deine Ansicht, aber keine unbestreitbare Tatsache. Sie waren Magier und Mystiker die sich vielleicht nicht mehr vordiktierten Glaubenskonzepten unterwarfen, aber ihre so hervorgehobene Fortschrittlichkeit und ihre reine Praxiskongruenz halte ich für stark übertrieben. Sie waren auch nur Menschen die jeweils ihre Theorie hatten und genauso ist ein Verlauf und eine Entwicklung in ihren Werken zu erkennen und genausoviele Eigenwilligkeiten und Ungereimtheiten tauchen in ihnen auf.

Ich bin auch der Meinung, dass Verallgemeinerung einer guten Diskussion schadet. Ich versuche meine Beiträge, trotz der Fülle an Informationen, erträglich klein und übersichtlich zu halten. Sollten deshalb meine Ausführungen teilweise dem einen oder anderen zu ungenau sein, möchte ich dies entschuldigen. Ich werde natürlich auf Wunsch gerne spezifischer.

Und jetzt eine Grundsatzdiskussion:
In meinem Glauben ist Jesus aus Nazarth ein Magier und Taumaturg wie viele andere Größen auch: JiangFeng, Maerlin, Shimon usw.
Allerdings ist es nicht selbstverständlich zu glauben, Jesus sei ein Gesandter eines höchsten Gottes. Obgleich ich vermute, dass wir, Trinamus und ich, an den Selbigen glauben, empfinde ich das eindeutige Voraussetzen, dass dieser Behauptung jeder zustimmen müsste, als sehr egozentrisch und auch als sehr hochmütig. Die Bibel ist für mich ein von Menschen verfassten, religiös und biografisch motiviertes Schriftstück, vielleicht göttlich inspiriertes Schriftgefüge, aber nicht mehr. Ich wünsche mir auch, wie von Trinamus ausgesprochen, dass die feinen Unterschiede einzelner Lehrer und theologischer Konzepte respesktiert und in der Diskussion beachtet werden, aber das Erheben des subjektiven Verständnisses des kosmischen Gefüges über von dir empfundene Kleingeistigkeiten, das hier zum Ausdruck gebracht wird, grenzt meiner Meinung nach schon an Überheblichkeit.

Es gibt eine sehr schöne Philosophie, die in vielen esoterischen und exoterischen Konzepten zu finden ist: Demut
Ich denke dass auch zu diesem Thema Literatur zu finden ist... ;-)

Trotzdem, ich schätze belesene Gesprächspartner. Mit wohlgemeinten Grüßen, Rufus

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Rufus

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Re: Das Alte Wissen

von Rufus am 05.02.2009 21:18

PS: Da wir uns immernoch um die großen Geister der Historie drehen, werde ich vermutlich noch ein weiteres Thema starten, in dem es dann wirklich um das Wissen der heutigen Zeit und den Beitrag zur Magie gehen soll. Aber hier kann es ruhig so weitergehen.

- Rufus

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